Inmitten der kalten europäischen Winterzeit führt uns unsere Reise in ein Land, das wie ein funkelnder Edelstein im Indischen Ozean leuchtet – Sri Lanka. Dieses Land hat mich mit seiner Schönheit, der wilden, heilsamen Natur und vor allem durch die unglaubliche Herzlichkeit der Einheimischen, ihren Geschichten, ihrem umfassenden Wissen um die natürlichen Heilkräfte und ihrem Stolz auf ihre Kultur mit Leib und Seele eingenommen. Tauchen Sie ein in eine Reise durch die Vielfalt dieses faszinierenden Landes, von den malerischen Stränden im Süden bis zu den atemberaubenden Teeplantagen in den zentralen Highlands, von der wilden Tierwelt im Osten bis zum kulturellen und kulinarischen Herzen in Kandy.

Unsere Reise beginnt am Weligama Bay an der Südküste des Landes.

Neben den unglaublichen weißen Palmenstränden, angenehmen Wassertemperaturen und idealen Bedingungen zum Surfen sind es die traumhaften Kulissen wie der Coconut Tree Hill und außergewöhnliche maritime Erlebnisse wie das Schwimmen mit Schildkröten oder die Begegnung mit Walen, die Touristen aus der ganzen Welt das ganze Jahr über anziehen.

Ich empfehle das umfangreiche Wellness-Angebot der örtlichen Ayurveda-Retreats zu nutzen, wie zum Beispiel im Secret Root Spa in Mirissa. Neben Massagen und traditionellen ayurvedischen Anwendungen können Sie auch einen Ayurveda-Arzt konsultieren, der nicht nur eine individuelle Beratung bietet, sondern auch die Philosophie dieser Heilpraxis erklärt. Für diejenigen, die allerdings mehr über das Land erfahren möchten, empfehle ich, sich von der Küste ins Landesinnere zu wagen und eine Welt zu erkunden, die authentischer, kulturell fortschrittlicher, gastfreundlicher und weltoffener ist, als Sie es sich vorstellen können.

Grüne, saftige Natur und wunderschöne Sandstrände in Weligama.

Die Reise ins Landesinnere: Ein tieferes Verständnis.

Mit Beginn unserer 9-tägigen Rundreise lernen wir Harsha kennen. Harsha ist heute stolzer Besitzer eines kleinen Vans, mit dem er uns in den kommenden Tagen durch sein Land, in seine Welt, entführen wird. Früher, so lernen wir, war er 16 Jahre auf einer Teeplantage beschäftigt, stieg vom Feldarbeiter zum Manager auf. Seine Englischkenntnisse sind tadellos, was auf die historische Verbindung Sri Lankas zur englischen Sprache zurückzuführen ist. Seine Zuverlässigkeit, Fürsorge und Bereitschaft, uns seine Kultur näherzubringen, sind tief beeindruckend.

Wir lernen in diesen Tagen sehr viel über die antike und jüngere Geschichte des Landes, den Einfluss der Kolonialherrschaft und das Zusammenleben der ethnisch vielfältigen Kulturen und Religionen der Bevölkerung.

Wenn ich Harsha mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: stolz. Stolz ist etwas, das durch jede Faser seines Daseins fließt. Stolz auf seine Herkunft, seinen Glauben, seine Familie und alles, was er mit ihr geschaffen hat. Denn das Leben ist in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht unbedingt unbeschwert, doch wer es durch eine gute Bildung in die Mittelklasse der Gesellschaft schafft wie er, dem öffnen sich auch mal Türen, die in Sri Lanka nicht jeder zu öffnen bekommt. So studiert sein Sohn seit einigen Monaten in Australien und auch für die studierte Tochter bahnt sich eine Ehe mit einem Sinhalesen in Australien an. Der Herzschmerz über die Trennung von seinen geliebten erwachsenen Kindern ist groß, doch eine wirtschaftlich gesicherte Zukunft ist das einzige, das sein geliebtes Land aktuell nicht geben kann.

Wer sich wie ich fragt, ob diese Ehe wie die Mehrzahl aller Ehen in Sri Lanka arrangiert ist, dem kann ich dies für Harsha‘s 26jährige Tochter bestätigen. Wir hatten das Privileg, aus erster Hand zu erfahren, dass die Anbahnung einer Ehe traditionell über eine Zeitungsannonce der Eltern erfolgt, die Entscheidung nach einer Phase des Kennenlernens für oder gegen diese Ehe allerdings durch beide zukünftigen Ehepartner frei getroffen werden kann – bis zum Tag der Ehe, so Harsha. Und, sie wird heute auch hier in Sri Lanka nicht mehr selten vollzogen, die moderne, westliche Liebeshochzeit. Doch alle Hochzeiten – ob arrangiert oder aus Liebe – bedürfen der Zustimmung des für diese Gesellschaft absolut Unantastbaren: die des Astrologen. Geburtshoroskope der potenziellen Partner werden bereits mit dem ersten Foto ausgetauscht, und jedes Elternpaar lässt den möglichen Bund vom Astrologen seines Vertrauens prüfen.  Ganze 22 Mal hat Harsha den Eltern eines potentiellen Partners für seine Tochter absagen müssen, bevor sich nun ein hoffnungsvoller, wie er es nennt, 85%iger Match aufgetan hat.

Spiritualität, Religion und Tradition: Das Herz Sri Lankas.

Die Mehrheit, rund 75% der Bevölkerung, sind Buddhisten. Harsha ist einer von ihnen. Er besteht darauf, dass der Buddhismus keine Religion, sondern eine Lebens- und Wertephilosophie ist und beschreibt uns seine spirituellen Rituale und Regeln, die ihn und seine Familie durch den Alltag navigieren. Dazu zählen nicht nur eine konsequent vegetarische Ernährung, tägliche Gebete und Meditationen, sondern auch der regelmäßige Gang in den Tempel, der in jedem nur kleinsten Ort zu finden ist. Während unserer Reise stellen wir fest, dass buddhistische, manchmal auch die hinduistischen oder muslimischen Gesänge oder Gebete, den Klang der Dörfer und Städte zu nahezu allen Tages- und Nachtzeiten prägen.

Eine Spezialität: Der weltbekannte Ceylon Tee. Sein Anbau spielt in Sri Lanka seit jeher eine große Rolle.  

Auf der Teeplantage Amba Estate im zentralen Hochgebirge der Region Ella finden wir einen in vielerlei Hinsicht paradiesisch unberührten, doch sehr zeitgemäßen Ort mit einer wahrgewordenen Vision. Amba Estate hat sich dem nachhaltigen Engagement für die ansässige Community verschrieben, aber auch dem Erhalt der natürlichen Schönheit und dem Aufbau einer langfristigen wirtschaftlichen Stabilität der bislang am wenigsten entwickelten Uva Provinz.

In den letzten zehn Jahren hat Amba es geschafft, das Einkommen seiner heute mehr als 50 Vollzeitmanager, Aufseher und Arbeiter, die nicht mehr nur als Feld- sondern als Facharbeiter gelten und bezahlt werden, von 20 Dollar auf 200 bis 400 Dollar monatlich zu steigern. Dieses Engagement für das Wohl der Mitarbeiter spiegelt sich auch in der nachhaltigen Bewirtschaftung wider: Das gesamte Anbaugebiet wird als ein Wald- und Wildreservat geschützt und alle Anbau- und Verarbeitungsaktivitäten folgen strengen biologischen Richtlinien. Mehr Infomationen über Amba Estate und das Engagement finden Sie hier.

Während wir uns die beeindruckende Plantage anschauten, werden wir Teil einer wunderschönen Neujahrs-Zeremonie (Puja). Alle Mitarbeiter des Amba Estate treffen sich zu dieser Zeremonie, es wird gesungen, gebetet, ein Segen gesprochen und süßer Milchreis gegessen. Immer wieder in diesem Land, aber besonders in diesem Moment rührt es mich zutiefst, mit welchem Selbstverständnis diese Rituale in den Alltag eingebunden sind, wie sie von jedem geachtet und zelebriert werden.

Am Neujahrstag werden wir Teil einer Puja Zeremonie (Buddhistische Opferzeremonie).

Gal Oya Valley National Park stellt unsere Natur- und Abenteuerlust auf die Probe.

Während wir uns im Laufe unserer Reise an jedem Ort so sicher und wohlig fühlen, dürfen wir uns in der Gal Oya Lodge am Rande des Nationalparks mal ganz dem Naturabenteuer und damit verbunden Gefahren hingeben. Wir lernen, dass die gesamte Region rund um den Nationalpark für Mensch und Tier frei zugänglich sein muss, es keinerlei Absperrungen für wilde und weniger wilde Tiere geben darf. Somit sind freilaufende Elefanten auch die größte Herausforderung der ansässigen Farmer, die auf ihre Ernte angewiesen sind. Wir sind nicht sicher, ob die Erzählungen stimmen, dass auf dem Areal der Lodge auch schon ganze Leopardenfamilien gesichtet wurden, aber zugegebenermaßen machen diese Geschichten von wilden, nach Futter suchenden Elefanten, Leoparden und Kobras in Termitenhaufen die abendlichen Waldspaziergänge mit Taschenlampe und einem eigens abgestellten Wege-Guide bis zum Lodge-Zimmer ein klein wenig prickelnder und achtsamer.

Auf einer Bootsafari im Gal Oya Nationalpark haben wir das Glück, trotz des hohen Wasserpegels eine ganze Elefantenfamilie zu entdecken – die einzigen schwimmenden Elefanten der Welt.

In Gal Oya treffen wir auch einen der letzten 5 Ureinwohner (Vedda) der Region.

Veddas gehören zu den indigenen (Natur-)Völkern und gelten als Ureinwohner Sri Lankas. Ursprünglich waren sie Jäger und Sammler, wohnten in einfachen Lehm- und Holzhütten und lebten hauptsächlich von der Jagd und vom Honigsammeln. Ausgestattet mit einem Sarong als Bekleidung und bewaffnet mit einer Axt sowie einem Pfeil und Bogen.

Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Wald lernen wir nicht nur die Vielfalt und die Wirkung der vorhandenen natürlichen Ressourcen und Heilkräfte der Natur über ihn besser kennen, er lehrt uns auch das Fallen bauen, das Bogenschießen, aber auch das Singen von traditionellen Wiegenliedern. Sein tiefgreifendes Wissen über die Wirkung und Heilkraft der hiesigen Pflanzen und Bäume ist beeindruckend. Er zeigt uns einen Baum, dessen Rindenblut Hautirritationen heilt, behandelt kleine Wunden mit gemahlenen Blattflüssigkeiten und zeigt uns seine fantastisch geheilte Narbe an der gesamten Handinnenfläche aus einem Kampf mit einem Bären.

Es klingt sicherlich surreal, und das ist es auch. Da steht jemand, der noch niemals einen Schuh am Fuß hatte, in einem Supermarkt war, oder eine Arztpraxis von innen gesehen hat, dessen Körper vor Gesundheit und Fitness strotzt, der über ein unglaubliches Wissen über die Natur und seine direkte Umwelt verfügt, nahezu verschmolzen mit ihr ist. Er ist eins mit der Natur, so im Einklang, dass er uns mitten in der Unterhaltung regelmäßig vor Sonne, kleinen wurzeligen Hindernissen oder beißenden Ameisen beschützt, kleine Verletzungen heilt, uns den Weg weist. Dieser Mann hat ein Wissen über das Leben, eine Aufmerksamkeit und eine geistige Klarheit, wie ich es selten gesehen habe. So ist es wohl, im Hier und Jetzt präsent zu sein, ist mein Gedanke.

Dieser ‚Vedda‘ Mann ist Jäger, Sammler und Heiler in einem.

Kandy gilt als geografisches und kulturelle Zentrum des Landes, wir erleben es als das kulinarische Herz.

Kandy galt bis vor der Eroberung der Briten in 1815 als das letzte Königreich Sri Lankas und ist berühmt für seine buddhistischen heiligen Stätten, darunter der Zahntempel (Sri Dalada Maligawa), zu dessen Ehren alljährlich die spektakuläre Prozession Esala Perahera stattfindet.

Kandy wird für uns unvergesslich sein durch eine Frau Namens Shishanti.

Wir sind eingeladen mit ihr und ihrer 97 jährigen Mutter traditionelle Gerichte Sri Lankas zu kochen. Alle Zutaten für die 10 unterschiedlichen Curries, die wir zubereiten, stammen aus dem hauseigenen Garten oder vom Markt und zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Europa eher selten zu finden sind. Dazu gehören Okra-Schoten, Bananenblüten, Goa-Bohnen, Luffa, Kokosnüsse und einige andere exotische Kräuter und Gewächse. Die Vielfalt an Gewürzen, die Shishanti so spielerisch gekonnt einsetzt, sind ein Fest für alle Sinne. Ihre Herzlichkeit und Hingabe bei der Zubereitung und Entstehung jedes einzelnen Gerichts am Küchenfeuer und den Erzählungen ihres Alltags waren denkwürdig. Diese Frauen, die mit 4 Generationen und 12 Personen in einem Haus leben, sich stets um die Kleinsten kümmern, verbringen jeden Tag ab 5 Uhr morgens in der Küche, werden bis ins hohe Alter von der Familie gebraucht. Und sie lieben es, so scheint es, es hält sie fit sagen sie. Trotz der Einfachheit im gesamten Haus, das zwar groß, aber sehr minimalistisch ist, ist dieses Haus erfüllt von einer Familie voller Leben und Liebe. Das spürt man.

Traditionell wird am offenen Feuer gekocht. Shishanti und ihre Mutter zaubern mit uns das Mittagessen.

Es ist die Warmherzigkeit der Menschen in Sri Lanka, die unvergessen bleibt.

Sri Lanka hat sich uns als ein Land voller Kontraste und Schönheit offenbart. Ein Ort, wo Tradition und Fortschritt Hand in Hand gehen und wo die Menschen trotz Herausforderungen mit Stolz und Hoffnung in die Zukunft blicken. Die Begegnungen mit Einheimischen wie Harsha, dem Vedda Mann, Shishanti und ihrer Mutter haben uns tief berührt und uns gezeigt, wie reich, vielfältig und wie anders das Leben an einem anderen Ort der Welt sein kann. In jedem Lächeln, jeder Geste und jedem geteilten Moment haben wir echte Gastfreundschaft und Herzlichkeit gespürt, die dieses Land so besonders macht. Sri Lanka ist nicht nur ein Ziel für Abenteurer und Naturliebhaber, sondern auch ein Ort, der das Herz berührt und unvergessliche Erinnerungen schafft.

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