Wenn es um Kunst geht, geht es darum, wo Werke von Talenten und Genies aus aller Welt ihr Zuhause finden. Eine Galerie ist ein guter Anfang.
Ein Haus eines Käufers ist ein guter Fortschritt. Aber ein Museum, das eine ganze Stadt, ein Land, Besucher aus anderen Ländern, aus der ganzen Welt anzieht, ist wie ein Stadionkonzert für eine Band. Der Höhepunkt. Und das Metropolitan Museum of Art in New York das wichtigste Kunststadion der Welt. Dorthin zu kommen, ist ebenfalls ein Highlight. Als Kunst-Fan, als normaler Mensch, als Angestellter. Oder und ganz besonders als Museumsdirektor. Als Max Hollein. Der Wunderknabe.
Erleben Sie seinen einzigartigen Weg von Wien nach New York nach Frankfurt nach San Francisco und zurück nach New York, um Direktor und CEO des Metropolitan Museum Of Art zu werden – der Erste im Met seit 1969, der beide Titel trägt.
Entdecken Sie durch ihn den aktuellen Status und die Situation der Kunst und die Rolle und Aufgaben von Museen in der Welt.
Als der deutsche CEO der Werbeagentur Saatchi & Saatchi in Frankfurt im Oktober 2001 den Hörer auflegte, war er ein wenig besorgt. Er hatte gerade mit dem neuen Direktor des berühmten Frankfurter Kunstmuseums »Die Schirn«, Max Hollein, gesprochen.
Max war gerade aus New York gekommen, wo er am Solomon R. Guggenheim Museum gearbeitet hatte. Von 1996 bis Ende 2000. In enger Zusammenarbeit mit Guggenheim-Direktor Thomas Krens, zunächst als „Executive Assistant to the Director“ und ab 1998 als „Chief of Staff and Manager of European Relations“ – verantwortlich für wesentliche Projekte wie den Bau der Ausstellungshallen „Deutsche Guggenheim Berlin“ und „Guggenheim Las Vegas“. Außerdem leitete Max Guggenheims Ausstellungstouren, Eröffnungsaktivitäten sowie Kontakte zu europäischen Kulturinstitutionen, Sammlern, Medien, Kuratoren und Sponsoren.
So überzeugte ihn Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, in ihre Stadt zu kommen, um den Dornröschenschlaf der Schirn zu wecken. Denn: Das ehrgeizigste Kunstmuseum Deutschlands lief seinen Ambitionen noch hinterher. Max Hollein war bereits bekannt für seine mutige Haltung, seine verblüffenden Ideen und für seinen positiven, verrückten Geist.
Genau das war dem CEO von Saatchi & Saatchi gerade aufgefallen.
„Ich habe gerade mit dem neuen Direktor der Schirn gesprochen, und ich denke, er ist etwas Besonderes.“
Was Max Hollein wollte, war, dass Saatchi & Saatchi eine Kampagne für die Schirn entwickelt, ohne dafür bezahlt zu werden. Aber dass sie stattdessen zu allen wichtigen Veranstaltungen eingeladen werden, vor allem zu wichtigen Dinners, bei denen sie mit wichtigen Leuten, den großen Sponsoren des Museums, in Kontakt kommen und dadurch neue Geschäfte für die Agentur aufbauen können.
Der Saatchi-CEO war sich nicht sicher. Aber dann machte er einen Fehler: Er traf Max Hollein persönlich. Und schon nach 20 Minuten war er ganz erobert. Also sagte er zu und Saatchi & Saatchi machte die Gratis-Kampagne, die gut funktionierte. Und überraschenderweise funktionierte auch die Pay-Off-Idee von Max Hollein hervorragend. Die Agentur generierte eine respektable Anzahl großer Kunden durch die Teilnahme an diesen Dinners und Events.

Die Schirn und ihr Dach zum Himmel. © Credit: schirn
Und das war der Anfang von Max Hollein und Frankfurt. Die Art von Künstlern, die er in die Schirn einführte, die Vielfalt der Arbeiten und Talente, die innovative Art, das Museum zu kennzeichnen, die immer neuen Ideen. All dies im Team mit seiner großartigen rechten Hand Inka Drögemüller, die die Fäden zusammenhielt und die Kreativität von Max strukturierte und organisierte. In seinen 16 Jahren hat Max Hollein nicht nur die Schirn zu einem neuen Zentrum der europäischen Kunst gemacht, er hat auch eine neue Lust und einen neuen Blick auf die Kunst in Deutschland geweckt.
Einer seiner ersten Coups war eine Ausstellung mit Julian Schnabel, die er mit einem privaten Dinner mit einer sehr gemischten, ungewöhnlichen Gästeliste einleitete. So standen nicht nur Sponsoren und Medien auf der Liste, sondern auch normale, einfache Leute und regelmäßige Besucher. Als Julian Schnabel an diesem Abend gefragt wurde, was Max Hollein zu einem so besonderen und erfolgreichen Museumsdirektor macht, sagte er: „Weil er einer von uns ist.“

Julian Schnabels “Portrait of Stella”, 1996. Erstmals gezeigt in der Schirn 2001. © Credit: schnabel.com
Damit gab er einem den Schlüssel zu Max und machte die Person Hollein schneller verständlich: Max behandelt seine Museen wie ein Kunstwerk. Er fühlt und denkt wie ein Künstler, der seine Museen wie ein Gemälde behandelt, das nie fertig wird. Mit Hingabe, mit Inspiration, mit Zweifeln und Krisen – und mit Ideen, die den großen Unterschied machen.
Ein Museum ist für Max Hollein wie eine anspruchsvolle Leinwand.
2016, nach 16 Jahren, war sein Kunstwerk, das Schirn Museum in Frankfurt, fertig. Er hat hier am Frankfurter Römerplatz einen neuen Darling der Kunstwelt geschaffen, und es war an der Zeit, mit der Arbeit an einem neuen großen Werk zu beginnen: Das Fine Arts Museum of San Francisco.

Das Fine Arts Museum San Francisco hatte 2 Jahre lang eine frische Max Hollein-Brise. © Credit: widewalls
In seiner Rolle als Direktor und CEO verwaltete er ab Herbst 2016 ein Betriebsbudget von 60 Millionen Dollar und über 500 Mitarbeiter. Während seiner Amtszeit leitete Hollein eine umfassende Umstrukturierung der Organisation des Museums ein. Mit Ausstellungen von Urs Fischer, Sarah Lucas und Julian Schnabel in der Legion of Honor sowie Carsten Nicolai und Leonardo Drew startete er im »de Young Museum« eine Initiative für zeitgenössische Kunst, die das Werk lebender Künstler mit den Gebäuden und Sammlungen beider Häuser in einen Dialog brachte. Der Sommer der Liebe: Art, Fashion, and Rock ’n’ Roll, war mit 270.000 Besuchern und 400.000 Online-Zugriffen die erfolgreichste Ausstellung der letzten Jahre.
Und das alles und noch viel mehr in nur zwei Jahren. Der 100-köpfige Vorstand des größten Kunstmuseums der USA und der Welt, des Metropolitan Museum of Art, hatte schon zu Schirn-Zeiten ein Auge auf Max geworfen und konnte nun nicht mehr widerstehen. Sie machten ihm ein Angebot und im April 2018 wurde Max Hollein ihr neuer Direktor.
Zum Einstand erklärte Max Hollein seine Vision für die aktuelle und zukünftige Rolle des Met und machte klar, dass die Programme des Museums Perspektiven auf die Geschichte präsentieren und die Überschneidung von Kulturen erforschen, anstatt wie bisher einzelne, lineare Ausstellungs-Erzählungen zu präsentieren.
Die Ausstellungen ab 2018 haben dann die wissenschaftliche Tiefe und Breite des Met gezeigt, die alle 17 kuratorischen Abteilungen umfasst. Dazu gehören Ausstellungen wie Alice Neel: „People Come First, The Medici. Portraits and Politics , 1512-1570“, »Camp: Anmerkungen zur Mode«, „Crossroads“, „Jacob Lawrence: The American Struggle“, „Der letzte Ritter: Die Kunst, die Rüstung und der Ehrgeiz Maximilians I.“, „Making The Met, 1870-2020“, „Gerhard Richter: Malerei nach allem“, „Walt Disney inspirieren: Die Animation des französischen Kunstgewerbes“. Max brachte das Met in breitere kulturelle Debatten ein. Er setzte sich dafür ein, dass das Museum die Richtlinien und Praktiken für den Erwerb von Kunst und archäologischem Material zum Schutz des kulturellen Erbes auf der ganzen Welt aufrechterhält. Im Jahr 2020 verkündete das Museum öffentlich ein Engagement für Antirassismus, Vielfalt und das Wohlergehen seiner Gemeinschaften.

The Traumpaar: Max Hollein und The Met, Oktober 2023. © Credit: getty
Dann, im Juli 2023, gab das Metropolitan Museum of Art bekannt, dass das Museum zum ersten Mal seit 1969 seinen Direktor auch zum neuen CEO ernennen wird. The Met said: „Herr Hollein hat sich als kreative, energische und inspirierte Führungspersönlichkeit des Museums erwiesen und war die klare Wahl für den nächsten CEO.“
Aber was der Vorstand meinte, war, dass das Metropolitan Museum Of Art nach Max dem ungewöhnlich kreativen Museumsdirektor, auch Max Hollein, den ungewöhnlich kreativen Museumssanierer und Finanzchef brauchte. Mit dieser Doppelrolle in den Händen erhielt Max Hollein alle Werkzeuge ausgehändigt, um sein bisher größtes Kunstwerk zu gestalten.
Und er hat gerade erst angefangen.