In einer Seitenstraße des geschäftigen Hohenzollerndamms in Berlin-Wilmersdorf liegt ein Refugium der handwerklichen Tradition. Hier, im Atelier von Korbinian Ludwig Heß, einem jungen Mann mit bayerischem Dialekt in Cowboy-Stiefeln, entsteht Maßschuhkunst auf höchstem Niveau.
Heß‘ Weg zum Schuhmacherhandwerk war alles andere als geradlinig. Nach abgebrochenen Studiengängen und der gescheiterten Vision eines Cowboy-Saloons fand er seine wahre Bestimmung: Maßschuhe, natürlich auch Cowboy Boots, die nicht nur perfekt passen, sondern auch die Persönlichkeit des Trägers widerspiegeln. Heß lernte sein Handwerk bei einem der renommiertesten Schuhmacher Wiens. In seinen Schuhen vereint er Tradition mit Moderne, schlichte Eleganz mit höchster Qualität.
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Seine Werkstatt gleicht einer Zeitkapsel, ein Ort der Entschleunigung. In Korbinians Werkstatt herrscht eine Atmosphäre aus malerischer Zeitlosigkeit, gepaart mit minimalistischem Design. Anstatt ohrenbetäubender Maschinen dominieren hier drei mechanische Nähmaschinen, eine Lederwalze und eine Sohlenpresse – allesamt Zeugen einer vergangenen Ära, die ohne Strom auskommen.
Seine Kunden kommen aus aller Welt, um ein Stück dieser handwerklichen Exklusivität zu ergattern. Sechs bis acht Monate dauert es, bis ein Paar Maßschuhe fertig ist. Ein langer Prozess, der von der ersten Begegnung mit dem Kunden bis hin zum letzten Feinschliff von Hand begleitet wird. Für Heß ist die Beziehung zu seinen Kunden elementar. Er beobachtet ihren Gang, ihre Haltung, erkundigt sich nach ihrem Lebensstil. Nur so kann er Schuhe erschaffen, die nicht nur perfekt sitzen, sondern auch die Individualität des Trägers unterstreichen.
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Seine Arbeit ist eine Hommage an die Vergänglichkeit. In einer Welt der Massenproduktion, online-shopping und schnellen Trends setzt Heß auf Qualität und Langlebigkeit. Seine Schuhe sollen treue Begleiter werden, die ein Leben lang halten – also im besten Sinne auch nachhaltig. Pro Monat verlassen zwei bis drei Paar seine Werkstatt nicht unter 4000 Euro das Paar. Die Bodenleder bezieht Heß aus Bayern. „Dafür muss kein Viech sterben, Rindsleder ist praktisch ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie.“
Korbinian Ludwig Heß ist ein Rebell in der Welt der Schuhmacher. Mit seinem kompromisslosen Bekenntnis zur Tradition und seinem unbändigen Willen zur Perfektion erschafft er Schuhe, die weit mehr sind als nur ein Gebrauchsgegenstand. Sie sind Ausdruck von Individualität, handwerklichem Können und zeitloser Eleganz.
In seinen Schuhen steckt nicht nur die Expertise, sondern auch die Geschichte eines Mannes, der seinen eigenen Weg gefunden hat. Ein Weg, der von Leidenschaft, Beharrlichkeit und dem tiefen Glauben an die Kraft des Handwerks geprägt ist. Und während ich diese Zeilen schreibe wird mir bewusst, dass der Schuster vielleicht auch mehr als nur ein Handwerker ist. Er ist ein Künstler und ein Bewahrer des Wissens und Könnens, das über Generationen hinweg weitergereicht wurde.