Blake Mycoskie: Wie er mit TOMS die Welt veränderte

von Andrea Bury

© Ed Schipol

English English
English English
Deutsch Deutsch

Blake Mycoskie ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern eine echte Inspiration. Als Gründer von TOMS Shoes hat er mit einer einfachen Idee eine weltweite Bewegung ausgelöst: für jedes verkaufte Paar Schuhe ein weiteres an ein bedürftiges Kind zu spenden. Sein Lebensweg zeigt, dass mit Mut, Kreativität und Leidenschaft für ein Thema große Veränderungen möglich sind – und dass selbst Rückschläge der Beginn von etwas Großem sein können.

Blake Mycoskie wurde 1976 in Arlington, Texas, geboren. Schon als Kind hatte er ein ausgeprägtes Interesse an Sport und Kreativität. Seine Leidenschaft für Tennis brachte ihm ein Stipendium an der Southern Methodist University (SMU) ein, doch eine Verletzung an der Achillessehne beendete abrupt seine Karriere. „Es war ein schwieriger Moment für mich“, erinnert er sich später. „Ich musste meine Lebensziele völlig neu überdenken.“

Dieser Rückschlag war der Beginn eines neuen Kapitels. Statt den Kopf hängen zu lassen, nutzte Blake die Gelegenheit, um sich ins Unternehmertum zu stürzen. Sein erstes Unternehmen, EZ Laundry, ein Wäscheservice für College-Studenten, war ein Erfolg und wurde bald verkauft. Danach folgten weitere Projekte, darunter eine Firma für Werbetafeln und ein Reality-TV-Netzwerk. Doch auch wenn Blake viel lernte, fehlte ihm das Gefühl, etwas wirklich Sinnstiftendes zu tun.

Eine Idee, die alles veränderte

2006 reiste Mycoskie nach Argentinien. Dort lernte er die lokale Kultur kennen, genoss das Tango-Tanzen und knüpfte neue Kontakte. Doch ein Bild ließ ihn nicht mehr los: Kinder, die barfuß durch die Straßen liefen, weil ihre Familien sich keine Schuhe leisten konnten. Ohne Schuhe waren die Kinder nicht nur Verletzungen und Krankheiten ausgesetzt, sondern ihnen blieb oft auch der Zugang zu Bildung verwehrt, da viele Schulen Schuhe als Pflichtvoraussetzung ansahen.

Blake war tief berührt. „Ich wollte etwas tun, wusste aber nicht genau, wie“, erzählte er später. Eines Tages, während eines ruhigen Nachmittags auf dem Land, kam ihm die Idee: ein Schuhunternehmen, das für jedes verkaufte Paar ein weiteres spendet. Die Vision war geboren, und Blake kehrte voller Tatendrang in die USA zurück.

Mit seinen Ersparnissen gründete er TOMS Shoes – ein Name, der von „Tomorrow’s Shoes“ inspiriert wurde. Sein Ziel war es, nicht nur ein Geschäft aufzubauen, sondern einen echten Unterschied zu machen.

TOMS begann klein, aber die Idee sprach Menschen an. Mycoskie brachte seine ersten Schuhe, inspiriert von den traditionellen argentinischen Alpargatas, persönlich in Läden. Sein authentischer Ansatz und die klare Botschaft der Marke begeisterten Kunden, die nicht nur ein Produkt, sondern auch ein gutes Gefühl kaufen wollten.

© Andy Sternberg, Flickr

Innerhalb weniger Jahre wurde TOMS zu einem weltweiten Erfolg. Bis 2013 hatte das Unternehmen über 10 Millionen Paar Schuhe in mehr als 60 Länder gespendet. Doch für Mycoskie war das nur der Anfang.

TOMS erweiterte sein Konzept und brachte eine Brillenlinie auf den Markt: Für jede verkaufte Brille wurde einer Person in Not Augenpflege ermöglicht. Später kamen weitere Initiativen hinzu, darunter Programme für sauberes Trinkwasser und sichere Geburten. „Wir haben erkannt, dass unser Modell auf viele verschiedene Bedürfnisse angewendet werden kann“, sagte Blake in einem Interview mit der Harvard Business Review.

Die Erfolge von TOMS inspirierten eine neue Generation von Unternehmern, soziale Verantwortung in den Mittelpunkt ihrer Geschäfte zu stellen.

Herausforderungen und persönliche Reflexion

So erfolgreich TOMS auch war, die Reise war nicht immer einfach. Die schnelle Expansion des Unternehmens brachte Herausforderungen mit sich, und Blake spürte den Druck, sowohl ein profitables Geschäft als auch eine wirkungsvolle Mission aufrechtzuerhalten. Außerdem bemängelten Kritiker, dass das Spenden von Schuhen lokale Wirtschaften beeinträchtigen könnte, da es lokale Hersteller verdrängt und Abhängigkeiten statt Eigenständigkeit fördert.. TOMS reagierte darauf, indem es seine Initiativen diversifizierte – etwa mit Projekten für sauberes Trinkwasser und sichere Geburten –, um nachhaltigere und langfristige Lösungen für globale Herausforderungen zu schaffen.

2014 entschied sich Mycoskie, 50 % der Firma an Bain Capital zu verkaufen. Dies gab ihm die Freiheit, neue Projekte anzugehen, und sicherte gleichzeitig die Stabilität von TOMS. Ein Teil des Verkaufserlöses floss in einen Fonds, der soziale Start-ups unterstützt – ein weiterer Schritt, um positive Veränderungen in der Welt zu fördern.

© Sleepy Moth, Flickr

Blake sprach offen über die emotionalen Belastungen, die mit seiner Arbeit einhergingen. In Interviews gab er zu, dass es Zeiten gab, in denen er sich überfordert fühlte. „Es war schwer, aber ich wusste, dass das, was wir taten, wichtig war“, erklärte er. Diese Ehrlichkeit machte ihn nicht nur authentisch, sondern auch zu einem Vorbild für andere.

Sein Buch Start Something That Matters, das 2011 erschien, wurde ein Bestseller. Darin teilt er nicht nur seine Erfahrungen, sondern ermutigt andere, ihre Ideen zu verwirklichen und dabei immer den größeren Zweck im Blick zu behalten.

Heute lebt Blake Mycoskie in Jackson, Wyoming, wo er die Natur genießt und Zeit mit seiner Familie verbringt. Als Abenteurer, Golfer und Surfer schöpft er Energie aus der Ruhe der Berge und dem Wasser.

Neben seiner Arbeit für TOMS ist Blake weiterhin in soziale Projekte involviert. Sein jüngstes Unternehmen, Madefor, widmet sich der persönlichen Entwicklung und mentalen Gesundheit. Für Blake ist das eine natürliche Weiterentwicklung seines Engagements: „Um die Welt zu verändern, musst du bei dir selbst anfangen.“

Blake Mycoskie hat nicht nur eine Marke aufgebaut, sondern eine Bewegung inspiriert. Seine Geschichte zeigt, dass eine einfache Idee mit großer Wirkung die Welt verändern kann. Durch TOMS hat er bewiesen, dass Geschäft und Gemeinwohl Hand in Hand gehen können – und dass Erfolg nicht daran gemessen wird, wie viel man verdient, sondern wie viel man gibt.

„Es geht nicht nur um Schuhe“, sagt Mycoskie oft. „Es geht darum, Teil von etwas Größerem zu sein.“ Seine Reise ist eine Erinnerung daran, dass jeder von uns die Macht hat, die Welt positiv zu beeinflussen – ein Schritt nach dem anderen.

Related Content