Als Gott die Erde erschuf, gab es im Bau- und Schöpfungsprozess immer wieder Diskussionen. Ob der Elefant einen Rüssel bekommen soll, wurde über eine Woche diskutiert. Ob die Giraffen wirklich so lange Beine erhalten, sogar drei Wochen. Auch ob der Löwe geflecktes Fell bekommt oder besser der Leopard, war ein großes Thema. Gott und Jesus stritten 2 Tage darüber. Selbst der Punkt, ob Palmen grün oder eventuell orange sein sollen, regte zu Debatten an. Und dann kam es zur alles entscheidenden Schöpfungsfrage, wer die Kinder bekommen soll, die Frauen oder die Männer. Wie lange diese Diskussion dauerte? Nicht mal 5 Sekunden. Die Antwort: die Frauen, natürlich. Generell. Geltend für alle Lebewesen auf der Welt. Vom Nashorn bis zum Gorilla. Vom Feldhasen bis zum Menschen. Frauen werden die Verantwortung für das Gelingen der Schöpfung tragen. Punkt. Danach ging es um die Muscheln im Meer und da wurde wieder diskutiert.

Mit dieser Entscheidung – so bezeichnend sie auch ist – können Männer gut leben. Schließlich sind sie ja die Entdecker, Eroberer und Erfinder. Die, die unsere Welt voranbringen, erschließen und besser machen. Von Columbus bis Steve Jobs. Um dann aber bei genauem Hinsehen feststellen zu müssen, dass Frauen auch in ihrer vermeintlichen Domäne wegweisende Genies sind.

Und das nicht erst seit gestern, sondern seit immer. Nur haben sich diese Genies nicht so kräftig exponiert, wurden nicht gleich durch die Vortragssäle und später Fernsehstudios dieser Welt geschickt. Eventuell, weil sie nebenbei noch Mutter waren. Ganz eventuell, weil Männer die Rolle der Frau als technisch wissenschaftliches Genie klein halten und es jeweils als Zufall verkaufen wollten. Wie auch immer. Um hier einmal mit dem Aufräumen zu beginnen, hier zum Start ein kleines Warm-up mit 10 Klassiker-Frauen, die die Welt verändert haben.

Rosalind Franklin (1920–1958) Für die Entdeckung der DNA Doppelhelix wurden allein die Molekularbiologen Francis Crick und James Watson mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Dabei waren es weder Watson noch Crick, die die Theorie zur DNA-Struktur bestätigten, sondern die Chemikerin Rosalind Franklin.

Rosalind Franklin’s Arbeit erntete Nobelpreise – vergeben an Männer. © Credit: Rosalind Franklin by Jenifer Glynn is licensed under CC BY 4.0

Ann Tsukamoto *1952: Auch einen der bedeutendsten Fortschritte in der Zellmedizin verdanken wir einer Frau. Im Jahr 1991 gelang der Amerikanerin Ann Tsukamoto zusammen mit einem kleinen Team von Wissenschaftlern die Isolierung von Stammzellen. Diese Methode ermöglicht es Ärzten und Wissenschaftlern heute, Krebs und andere schwer heilbaren Krankheiten deutlich besser erforschen zu können.

Grace Hopper (1906–1992): Mit ihren Ideen zur Vereinfachung von Programmiersprachen war die Informatikerin Grace Hopper maßgeblich daran beteiligt, Computer für ein immer größeres Publikum nutzbar zu machen. Im Jahr 1945 programmierte die US-Amerikanerin den Harvard Computer „Mark 1“ und entwickelte 1952 den ersten funktionierenden Compiler, der schriftliche Sprache in die Computerkodierung „0“ und „1“ übersetzte. Außerdem prägte sie den Begriff „bug“, der auch heute noch als Bezeichnung für Computerfehler verwendet wird.

Stephanie Kwolek (1923–2014): Als junge Wissenschaftlerin forschte Stephanie Kwolek im Versuchslabor des Chemiekonzerns DuPont nach leichteren Materialien für Autoreifen. Dabei entdeckte sie im Jahr 1964 durch die Grundlage für die Kunstfaser Kevlar. Kevlar ist sehr leicht, säurebeständig, feuerfest und dabei fünfmal stärker als Stahl.

Lise Meitner (1878–1968): Lise Meitner promovierte 1906 als eine der ersten Frauen in Physik an der Universität Wien und wurde 1915 als Assistentin Max Plancks an das Institut für theoretische Physik der Universität Berlin berufen. Hier begegnete sie Otto Hahn, mit dem sie über Jahrzehnte die Radioaktivität erforschte. Die Freunde entdeckten zudem gemeinsam 1938 die Kernspaltung – den Nobelpreis für Physik erhielt Otto Hahn dafür allerdings allein.

Lise Meitner entdeckte mit Otto Hahn die Kernkraft. © Credit:Lisa Meitner by IAEA Imagebank is licensed under CC BY 4.0

Shirley Ann Jackson *1946: Die amerikanische Physikerin Shirley Ann Jackson erhielt im Jahr 1973 als erste schwarze Frau einen Doktortitel am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Während ihrer Arbeit in der Forschungsabteilung Bell Laboratories gelangen ihr bahnbrechende Forschungsarbeiten, die die Entwicklung der Telekommunikation stark voranbrachten. Das mobile Fax, das Tonwahltelefon, die Technologie hinter der Anruferkennung, Solarzellen und auch das Glasfaserkabel gehen auf ihre Forschungen zurück.

Dr. Shirley Ann Jackson – ohne sie gäbe es kein iPhone © Credit: 2019 Rensselaer Polytechnic Institute is licensed under CC BY 4.0

Margaret Hamilton *1936: Bei der Mondlandung 1969 gab es neben den gefeierten Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin eine dritte unbekannte Heldin: Margaret Hamilton. Als Mitarbeiterin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelte sie den Computercode, der die Mondlandung erst möglich machte. Sie programmierte die Navigationssoftware des Bordcomputers der Apollo 11 – 40.000 Kommandozeilen, ausgedruckt in 17 Bänden, welche die Rakete zum Mond und zurück dirigierten. Die Software erwies sich als Meisterleistung, doch der Forscherin blieb die Anerkennung dafür jahrzehntelang verwehrt.

Margaret Hamilton – durch sie wurde die Mondlandung möglich. 1969 by © Credit: 2019 Rensselaer Polytechnic Institute is licensed under CC BY 4.0

Ada Lovelace (1815–1852): Im 19. Jahrhundert galten Mädchen und Frauen für Disziplinen wie Mathematik oder Naturwissenschaften als unbegabt. Doch einige Frauen widersetzten sich diesem Vorurteil – so auch die Britin Ada Lovelace. Die versierte Mathematikerin schrieb im Jahr 1843 einen Algorithmus, der als das erste Computerprogramm der Welt in die Geschichte einging. In der Fachwelt erhielt ihre Arbeit hohe Anerkennung, doch sie selbst war zeit ihres Lebens eher Anfeindungen ausgesetzt. Eine Frau, die sich für Maschinen und Mathematik interessierte, passte nicht in das Bild der Londoner Society. Erst 100 Jahre später wurde das Programm wiederentdeckt und erneut veröffentlicht. In den 1970ern benannte man als Anerkennung sogar eine Programmiersprache nach ihr: „Ada“.

Ada Lovelace: Computer-Queen 1843. © Credit: is licensed under CC BY 4.0

Und alle diese Frauen sind natürlich auf ihrem Weg zu ihren Zielen auch mal gescheitert, hatten Misserfolge, mussten kämpfen. Das gehört zu Errungenschaften einfach dazu – dass man sie erringt. Aber Frauen hatten dabei nicht nur mit den obligatorischen Hindernissen in ihren jeweiligen Entwicklungsprozessen zu tun, sondern auch mit dem obligatorischen Hindernis Männer, die sie nicht nehmen wollten, in ihren weltverändernden Rollen. Und Wissenschaftlerinnen hinter Reagenzgläsern und Schreibtischen versteckten und ihnen ihre Bühne nehmen. Bei Königinnen und Präsidentinnen und Bundeskanzlerinnen ging das nicht mehr. Ihnen das Label eines dritten Geschlechts umzuhängen – Führerinnen – oder den noch olleren Begriff „Landesmutter“, war ein zarter Versuch. Aber Begriffe helfen nicht, wenn die Geschichte mit Fakten Klartext redet. Wie bei Queen Elizabeth, die über 70 Jahre Britannien prägte. Wie bei Golda Meir, die Jahrzehnte das größte Land der Erde, Indien zusammenhielt. Oder Margaret Thatcher, die England wieder auf Kurs brachte. Mutter Teresa – ohne Worte. Estée Lauder, die die Schönheit der Frauen betonte. Michelle Obama, die heimliche US-Präsidentin, Florence Nightingale, die Mutter aller Krankenschwestern. Katharine Hepburn, die den Feminismus in Hollywood einführte. Barbara Walters, Jane Austen, Marie Curie, Coco Chanel, Madeleine Albright, Virginia Woolf und Madonna, Tina Turner, Taylor Swift und, und, und.

Die Liste ist endlos und löst einen notorischen „Ach ja“-Effekt aus.

Dabei bedarf es dieses Effekts gar nicht. Wir alle sollten in unserem Gehirn einfach einen Raum einrichten, in dem die Tatsache, dass Genius, Erfinderreichtum, technisch-wissenschaftliche Revolutionen, wegweisende Staatsführung, atemberaubend Fußball spielen, umwerfend kochen, medizinische Spitzenleistungen und Raumfahrt keine Geschlechterfrage sind, bequem Platz hat. Auf immer.

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